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Wow-Effekte � ganz wolkenlos

«Die bessere Alternative für Kreativprofis» – mit diesem kessen Spruch bewirbt Quark die neue Version seines Layoutklassikers XPress. Im Mittelpunkt der neuen Funktionen stehen keine Cloud-Gedankenspiele, sondern klare, lokal nutzbare Verbesserungen.

Detlev Hagemann Das Rad der Innovation für XPress dreht sich bei Quark seit 2015 im Jahrestakt. Wurde früher mit kostenlosen Zwischenversionen (Updates) deutlich mehr als eine neue Funktion nachgeschoben, wird jetzt wohl jedes Jahr eine neue Version (Upgrade) auf den Markt kommen.

Damit Benutzer das kostenpflichtige Upgrade gerne mitmachen, müssen jedes Mal neue Wow-Features und deutliche Verbesserungen der alten Funktionalität angeboten werden.

Die neuen Wow-Features

  • Importierte PDF-, AI- und EPS-Dateien innerhalb von XPress zu nativen Objekten umwandeln: Bild, Beziérform und Text,
  • Copy und Paste aus den Office-Programmen (z. B. Tortengrafik) oder CorelDraw, Illustrator, InDesign etc. direkt als bearbeitbare Objekte,
  • Direkter HTML5-Export ohne spezielle Dienste oder Kosten für Websites und ePub,
  • Zeilenumbruch bei Inhaltsvariablen.

Wichtige Verbesserungen

  • Mehrstufige Verläufe mit unterschiedlichen Transparenzstufen,
  • Farbpipette,
  • Masse-Palette bietet nun auch einen vergrösserten Modus,
  • Suchen und Ersetzen von allen ge­schützten Leerzeichen,
  • Rahmen an Textmenge anpassen,
  • OpenType Stylistic Sets – etc.

2016 ist nah an 2015

Die Schnittstelle für Drittanbieter-Plug-ins (bei Quark «XTensions» genannt) hat sich nicht geändert: Die für QuarkXPress 2015 erworbenen XTensions werden auch mit 2016 laufen können, ausser bei direkter Konkurrenzsituation mit einer neuen Funktion. Auch das Programm-Icon wurde von der Vorgängerversion übernommen. Der Aufwand für die Implementierung von QX 2016 statt 2015 in der Produktion fällt bei diesem Upgrade sehr gering aus.

2016 geht weiter

Neue Geräte und neue Betriebssysteme bieten neue Möglichkeiten, die in Layoutprogramme sinnvoll integriert werden müssen. Als Beispiel könnte etwa die Masse-Palette dienen: Sie lässt sich für hochauflösende Retina-Displays um 50?% vergrössern. Ich nutze als Brillenträger die vergrösserte Palette auch am normalen Monitor. Touchfähige Pads und Grafik-Tablets ermöglichen neben Maus- und Tastatur- auch Gestensteuerungen wie Drehungen, Vergrössern oder Zoomen.

Native Objekte

Die Integration von fremden Layout­elementen in Print- oder digitale Layouts von XPress erfährt mit der Umwandlung von platzierten PDF-, AI- oder EPS-Dateien eine neue Dimension. Was bisher nur mit Fremdprogrammen und umständlichen Zu­satzaktionen erreichbar war, das ist jetzt passé: einfach die platzierte Datei in natives Objekt konvertieren – fertig. Sind die benutzten Schriften auf dem Rechner installiert, ist das Umwandlungsergebnis meiner Betatestversion erstaunlich gut. Die XPress-Umwandlungsergebnisse liegen nah an Illustrator-Öffnen-Ergebnissen.

Noch einige Schritte weiter geht Quark mit dem Feature, Objekte direkt per Copy und Paste aus anderen Programmen als native Objekte einzusetzen. Typische Kandidaten für das direkte Einsetzen sind Elemente aus Excel und Powerpoint, aber auch CorelDraw und Adobe-Produkte verweigern sich nicht vollständig. Die Möglichkeiten sind davon abhängig, wie gut das Ursprungsprogramm seine Kopiermöglichkeiten zum Betriebssystem ausgebaut hat.

Die in der importierten oder umgewandelten Datei benutzten Farben landen selbständig in der Farben-Palette – mit automatischer Benennung je nach benutztem Farbraum. Die neue Farbpipette holt zusätzlich aus platzierten Elementen neue RGB-Farben mit RGB-Benennung heraus.

Die Integration ehemals nativer Objekte erfordert, dass QX 2016 auch mehrstufige Verläufe nutzen und verändern kann: Quark spendierte in einer eigenen Palette das Anlegen mehrstufiger Verläufe mit optionalen Transparenzeigenschaften.

Textboxen mit Spalteneinteilung erzeugen nun auch «smarte» Hilfslinien innerhalb des Rahmens an Spalten­rändern und in der Mitte des Spaltenabstands – die Anzahl der festplatzierten Hilfslinien kann dadurch drastisch heruntergefahren werden.

Text und Schrift

Endlich, endlich: Das Suchen und vor allen Dingen das Ersetzen von Leerzeichen im Dokument ist ab sofort mit einfachster Einstellarbeit möglich. Im Suchen-Bereich wird die Phrase eingegeben, im Ersetzen-Bereich muss nur die Option nicht umbrechend aktiviert werden – die Phrase muss nicht wiederholt werden.

Nicht umbrechend? – Umbrechend! Hier hebt Quark die bei Layoutprogrammen bisher übliche Limitierung auf, dass sich Inhaltsvariablen (z.B. Kolumnentitel, Datum etc.) nicht wie normaler Text verhalten konnten: Nun wird ganz einfach am Zeilenende umbrochen und die Einsatzmöglichkeit der Textautomatismen deutlich erweitert, da die Inhaltsvariablen ganz einfach im Text mitschwimmen können.

Das OpenType-Feature StylisticSets wird nun von XPress ausgelesen, wenn der Schriftdesigner auch daran gedacht hat, die Optionen in seinem Font überhaupt anzubieten.

Digitale Layouts

Quark macht mit der Version 2016 das Erstellen von digitalen Layouts noch viel einfacher: «Zwei» ist hier zur magischen Zahl geworden. Es gibt nur noch zwei Arten: Print- und Digitallayout. Es gibt zwei Wege für ein digitales Layout: Ein Printlayout lässt sich durch einen Kopierschritt in ein digitales Layout umwandeln und ab sofort stehen alle HTML5-Anreicherungen wie Slideshows, Movies und Ton zur Verfügung – oder ein Digitallayout wird mit den typischen Gerätegrössen von Kindle, iPad, Android usw. neu erzeugt.

Beim Export stehen den digitalen Layouts grundsätzlich zwei Exportwege offen: HTML5-Publikation (= Web-App – einfach auf Webserver hochladen) und geräteunabhängiges ePub für Ebook-Reader mit zwei Optionen: fixed oder reflow. Das alles ohne Kosten und ohne Cloud-basierte Dienste.

Auch Blocksatz und Unterschneidungen funktionieren nun im Text – ohne dass diese Bereiche des Layouts beim Export in Bilder umgewandelt werden müssten.

Was bleibt noch zu sagen?

Quark bleibt seiner Linie treu: QX 2016 kann man weiterhin «nur» als unbeschränkte Kauflizenz erwerben oder upgraden. Ein Miet- oder Cloud-Modell steht nicht zur Verfügung. Die neue Version soll im zweiten Quartal dieses Jahres erscheinen.

Als minimale Systemanforderung wird für Apple-Geräte Mavericks ge­nannt, unter Windows ist Windows 7 mit 64 bit erforderlich.

Der Autor

Detlev Hagemann ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher über XPress, PDF-Ezeugung und die Medienproduktion im Allgemeinen. Er konzipierte für Ringier und die SMI Schulungskonzepte. Heute berät und betreut er Verlage.